Lukas, 37, sitzt mir gegenüber. Gepflegt, ruhig, sympathisch und mit einer gewissen Schwere im Blick.
„Ich habe alles richtig gemacht“, sagt er. „Studium rasch abgeschlossen, guter, Job und trotzdem fühlt es sich an, als wäre ich irgendwo falsch abgebogen.“
Viele meiner Studienkollegen hatten schon während des Studiums Freundinnen. Ich nicht.
Nach dem Studium bin ich wegen dem Job in eine neue Stadt gezogen. Ich habe mich auf das Neue gefreut. Die Freunde von früher und das WG- Leben blieben zurück. Anfangs war das kein Problem. „Wir telefonierten und trafen uns ab und zu. Aber irgendwann wurden die Kontakte immer weniger weil Familien gegründet wurden.
Viele meiner Studienkollegen hatten schon während des Studiums Freundinnen. Ich nicht. „Ich ging einfach immer allein nach Hause. Damals fand ich das normal. Ich wollte mich auf meine Zukunft konzentrieren und dachte nie wirklich darüber nach. Ich ging davon aus, dass ich irgendwann per Zufall irgendwo schon die richtige Partnerin finden würde. Heute, ein paar Jahre später, sitze ich abends immer noch allein auf dem Sofa. Meine Arbeitskollegen gehen nach Hause zu Partnerinnen, zu Kindern, zu jemandem.
„Ich gehe auch nach Hause“, sagt Lukas. „Aber eben allein.“ „Ich weiss nicht, wie man jemanden kennenlernt." Während des Studiums waren wir immer unter uns Kollegen. Meine Eltern und all meine Verwandten haben sich per Zufall über Freunde kennen gelernt. So dachte ich, wird es mir eines Tages auch ergehen. Irgendwo an einem Geburtstagsfest, einem Grillplausch oder bei einem Ausflug mit Freunden.
Wie man auf Frauen zugeht, ohne dass es komisch wirkt, habe ich nicht gelernt.
Dann kamen aber Ende zwanzig, die ersten Einladungen für Hochzeiten. Am Anfang waren die Abende am Junggesellentisch noch lustig. Aber wir wurden immer weniger und ich fühlte mich immer unwohler, bis ich schliesslich alle Anlässe gemieden habe. Auch Weihnachten und Geburtstage wurden für mich zur Qual. Entweder schaute ich zu den Kindern meiner Geschwister und Freunden oder sorgte mich um die älteren Gäste.
Wie man auf Frauen zugeht, ohne dass es komisch wirkt, habe ich nicht gelernt. Es ist, als hätte ich diesen Teil des Lebens verpasst.“ Mein Gefühl ist: Keine will mich.
In den Gesprächen mit meia habe ich begonnen, offener und lockerer über meine Gedanken und Gefühle zu reden. Erst war ich sehr gehemmt, weil meine Gesprächspartnerin eine Frau war. Heute weiss ich, genau das hat mir geholfen.
Wie man auf Frauen zugeht, ohne dass es komisch wirkt, habe ich nicht gelernt.
Ich habe gelernt, dass es okay ist, wenn man gerne in einer Beziehung wäre und das es ok ist, wenn man nicht immer alleine sein möchte. "Eine Freundin habe ich zwar noch nicht, aber heute kann ich anders auf Frauen zugehen. Auch bei der Arbeit und das mach einiges unkomplizierter, so dass ich inzwischen nach der Arbeit ab und zu auch mit Arbeitskolleginnen abgemacht habe.
Heute sehe ich mich diesbezüglich nicht mehr als Versager, nicht mehr als der, der „nichts auf die Reihe bekommt“. Sondern als jemand, der lernen darf.

Heinz (Mittwoch, 29 Oktober 2025 15:58)
Wie mutig von dir so offen über dein Single Dasein zu reden. Respekt und danke. Das hilft sicher sehr vielen Single Männern.