Sophie, 36, sitzt auf dem Sofa, den Sohn Jonas neben sich.
„Jonas ist klug. Viel klüger, als die meisten denken. Aber in der Schule… da scheint es, als würde die Zeit stehen bleiben. Er langweilt sich. Ständig. Und ich sehe, wie diese Langeweile in Wut und Frust umschlägt.“ sagt Sophie nachdenklich.
«Er schreit rein, macht nicht mit, hört nicht zu und langweilt sich.»
Die Lehrerin hat mir gesagt wir müssten, Jonas auf eine Sonderschule zu schicken. Er sei im höchsten Masse autistisch und habe mit Sicherheit ein ADHS. Abklärungen ergaben klar: „Nichts ist falsch mit ihm.“ Doch statt ihm herausfordernde Aufgaben zu geben, wird er regelmässig rausgeschickt, ganze Lektionen lang. „Es ist, als würde man ihn bestrafen, weil er anders denkt. Weil er schneller ist, als der Unterricht erlaubt.“
„Andere Kinder mögen ihn. In den Pausen spielen sie mit ihm, lachen über seine Witze, teilen ihre Geheimnisse. Aber die Eltern? Sie laden ihn nie zu sich nach Hause ein. Und dann, eines Tages, auf dem Spielplatz, sagt eine Mutter: «Ist dieser Junge etwa das Arschloch, dass im Unterricht immer alle stört?» Ich spürte, wie sich etwas in mir zusammenzog und ich konnte nicht reagieren. Ich schäme mich sehr, dass ich nicht für Jonas eingestanden bin. Statt dessen gib ich mit ihm beschämt, und traurig nach Hause. Im Gespräch mit Jonas kam dann die Scham aber auch Wut dazu. Warum habe ich nicht reagiert? Wie ist es möglich, dass eine fremde Person so abschätzig über ein ihr fremdes Kind spricht?
«Ist dieser Junge das Arschloch, das im Unterricht immer alle stört?»
Sophie schaut auf Jonas. „Ich habe Angst, vor der Lehrerin, vor den anderen Eltern und davor, was das alles mit uns macht.
Dank den Gesprächen mit meia konnte ich auch meinen Gefühlen Raum lassen. Ich konnte weinen und ich konnte lernen wir ich mit der Lehrerin und den Eltern reden kann. Ich wurde sicherer im Umgang mit der Schule und ich bin dankbar für diese offenen Gespräche, die mal länger mal nur kürzer gedauert haben. Ich konnte Anrufen und wurde verstanden. Es war so als würde ich in einer für mich belastenden Situation einer guten Freundin anrufen.
"Die Lehrerin liess zwar nicht mit sich reden aber die Schulleitung hat reagiert. Jonas hat nun Zusatzaufgaben, die er während dem Unterricht lösen darf und die wir zusammen Zuhause besprechen." Die Lehrerin nimmt in nun ab und zu dran, wenn er die Hand hochhält, so muss er die Antworten nicht mehr reinschreien und Sie darf nicht nicht mehr ganze Lektionen lang vor dir Tür schicken. „Manchmal fühle ich mich immer noch hilflos. Manchmal aber auch wütend und kämpferisch. Manchmal traurig und so müde, dass ich denke, wir schaffen das nie." Aber dann sehe ich ihn lachen.
Und seit mein Mann regemässig mit ihm auf den Spielplatz geht, sagt keiner mehr Arschloch zu ihm. Mein Mann kann damit viel besser umgehen als ich. Er ging zu jener Mutter hin und sagte zu Ihr: Sind Sie die Mutter, die meinen Sohn als Arschloch bezeichnet hat? Sagen Sie solche bösen Dinge auch zu Ihrem Kind? Die Mutter reagierte mit Abwehr: niemals würde ich so etwas sagen...
Mein Mann entgegnete seelenruhig, dass er Sie wohl verwechselt habe, entschuldige sich und setzte sich einfach neben die Frau auf den Bank...

Ursi (Mittwoch, 29 Oktober 2025 15:55)
Ich habe Zwillinge und bin oft sehr gefordert. Beide sind sehr lebendig und ständig werde ich von der Schule angerufen. Aus meiner Sicht wegen Kleinigkeiten. Dieser Beitrag hat mir gezeigt, dass es sich lohnt für die Kinder einzustehen. Auch wenn es sehr emotional und aufwändig ist.