Nach dem Tod meines Mannes meldete sich niemand mehr....

         Louise, Mitte 40, hat vor einem Jahr ihren Ehemann durch einen plötzlichen Unfall verloren.

 

„Er war erst 43 Jahre alt, und ich war völlig unvorbereitet, entsprechend im Schockzustand. Die ersten Wochen waren wie ein Nebel, ich konnte kaum fassen, dass er nicht mehr da war. Ich fühlte mich unendlich traurig, leer und oft auch wütend auf das Leben. Gleichzeitig wollte ich nicht, dass meine Kinder mich in dieser Trauer ganz hilflos erleben.

 

 

«Meine Familie und Freunde konnten mit meiner Situation nicht umgehen. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten, und so wurde es still um mich.»

 

 

Nach zwei Monaten war fast niemand mehr da. «Meine Familie und Freunde konnten mit meiner Situation nicht umgehen. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten, und so wurde es rasch still um mich.» Ich erinnere mich, wie ich an manchen Abenden allein in der Wohnung sass und fassungslos war, dass die Welt da draussen sich einfach so weiterdreht.

 

Ich wollte jemanden zum Reden. Über den Alltag, über die Momente, die mich plötzlich trafen: wenn ich sein Lachen hörte, seine Lieblingssachen sah oder einfache Dinge erledigen musste, die wir sonst zusammen gemacht haben. Ich wollte meine Gefühle aussprechen, ohne dass jemand sie bewertet. Ich wollte hemmungslos weinen, schreien und auch darüber reden, dass keiner aus meinem engsten Umfeld mit mir reden kann, auch meine engsten Freunde nicht. Sie waren alle selbst zu stark betroffen.

 

In den Gesprächen mit meia konnte ich offen sagen:

- Ich fühle mich scheisse.

- Meine Schwiegermutter nervt mich mit ihrem «geplärre».

- Ich bin enttäuscht von meinen Freunden

 

 

«Es war ein Raum, in dem ich meine Trauer ausdrücken konnte und gleichzeitig Wege fand, sie im Alltag zu leben.»

 

 

Mir half besonders, dass ich darüber sprechen konnte, wie ich meinen Kindern von ihrem Papa erzählen möchte. Ich konnte Formulierungen üben, Gefühle benennen und mir überlegen, wie ich ihnen Sicherheit geben kann, obwohl ich selbst trauere.

 

Für mich war es entscheidend, dass ich meine Trauer und meinen Schmerz offen aussprechen konnte. Ehrlich, roh und unverblümt.

 

Auch wichtig war die Möglichkeit die Gespräche telefonisch oder per Video-Call zu führen. So musste ich meine Kinder nicht weggeben, war zuhause, dort wo ich sein wollte und dort wo ich lernen wollte wieder Fuss zu fassen.

 

Heute empfinde ich meine Trauer noch immer stark, aber sie begleitet mich auf eine andere Weise. Ich kann lachen, über meinen Mann sprechen und mit meinen Kindern von ihm erzählen.

 

Nicht immer ohne Tränen, aber immer öfters.  

Kommentare: 2
  • #2

    Steffi (Montag, 03 November 2025 14:58)

    Gerade dieses Wochenende habe ich geweint und getrauert. Am Grab meiner lieben Freundin die erste Kerze an Allerheiligen an zu zünden und dabei ihre kleinen Kinder zu sehen hat mit das Herz zerrissen. Danke für diesen offenen Beitrag.

  • #1

    Josi (Mittwoch, 29 Oktober 2025 15:50)

    Vielen Dank für diesen wertvollen und ehrlichen Beitrag. Wie hätte es mir vor vier Jahren geholfen hätte ich jemanden zum reden gehabt.