Gesundheit im Gleisbau
Die Nacht ist noch jung. Wir fahren ins Nichts. Halten in der stockfinsteren Nacht. Ich werde aufgefordert die Stirnlampe am Helm einzuschalten. Nur ein paar Schritte und ich stehe im Flutlicht. Grosse Maschinen leuchten die Fahrbahn aus und rund zwanzig Männer sind schwitzend bei der Arbeit obwohl es inzwischen kalt geworden ist. Gesprochen wird in allen Sprachen und mit Händen und Füssen. Die Stimmung angenehm. Doch die Zeit drängt. Nicht mehr lange und der erste Zug rattert wieder über die neu montierten Geleise und die ausgewechselten Fahrleitungen. In welchem Streckenabschnitt wie viele Geleise ausgewechselt werden müssen wird mir auf einem Plan gezeigt. Unmöglich denke ich, all das in einer einzigen Nacht zu schaffen.
Wann und wie machen diese Männer Pause?
Am Streckenrand meistens nur kurz und gegessen wird wenig. Ein junger Mitarbeiter erzählt mir, dass er seit Gleismonteur ist, zehn Kilo abgenommen hat. Ein anderer klagt über Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit. Das Alter mache die Arbeit nicht leichter. Zwar habe er die nötige Erfahrung aber der Körper melde sich immer stärker. Magenschmerzen plagen einen Anderen. Typische Symptome der Schichtarbeit. Ich kenne das Bestens aus einer meiner früheren Tätigkeiten. Die Arbeit ist streng und belastet nicht nur den Körper. Auch psychisch muss das Arbeiten bei jeder Witterung und nachts verarbeitet werden. Für einen gesunden Ausgleich fehlt die Zeit und das Geld...
hier Gesundheitsförderung umzusetzen ist das möglich?
Nach wenigen Nächten die ich mit diesen Männern verbringen konnte wurde klar was sich diese wünschen. Einen trockenen warmen Ort um eine Pause machen zu können, eine warme Mahlzeit, gute Kleider und ab und zu ein Dankeschön vom Chef.
Heute steht bei jeder Baustelle ein beheiztes Zelt mit Mineralwasser und Tee. Für Jeden einen Wärmebehälter mit einer frisch zubereiteten warmen Mahlzeit. Die Mitarbeitenden erhielten alle zusätzliche funktionale Wäsche und durften bei der Auswahl mitreden. Wer wollte durfte auf Arbeitszeit an einem halbtägigen Infoanlass rund um das Thema „gesund trotz Schichtarbeit„ teilnehmen. Zudem besucht der Vorgesetzte nun regelmässig die Baustellen um sich ein Bild vor Ort zu machen, sich die Meinung und Stimmung der Mitarbeitenden einzuholen und, so hoffe ich, diesen ab und zu danke zu sagen.
BGM wirkt dort wo man vor Ort geht.
Christine Schmidhalter
meia gmbh